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Epigenetik

Was ist bzw. bedeutet Epigenetik?

Epigenetik ist erst einmal ein Fachgebiet, das neben der Genetik existiert.
Das Präfix „Epi” steht hier wortwörtlich für darüber oder darauf. Es handelt
sich hierbei also um Mechanismen, die sogar über der Genetik stehen. Inzwischen wird es sogar während des Studiums in 2 Vorlesungen gelehrt. Die Epigenetik ist also ein Gebiet, welches zusätzlich zur Genetik existiert. Dennoch sind die zwei Gebiete nicht unabhängig voneinander zu betrachten. Unsere DNA, die in jeder Zelle vorliegt, enthält etwa 22.500 Gene, die im Prinzip den Bauplan unserer Proteine und Enzyme darstellen. Das Gebiet der Genetik bezieht sich auf diese Gene und eventuelle Mutationen. Epigenetik geht weiter. Anstatt sich lediglich auf das Was zu beschränken, beschäftigt sich die Epigenetik mit dem Wie, also mit der Regulation der Gene. Genau das ist der Fokus der Epigenetik. Während die Genetik feststeht – an unserer DNA, die in jeder Zelle enthalten ist, ändert sich nämlich nicht mehr viel – ist die Regulation unserer Gene variabel und anpassungsfähig. Anpassungen an die Umwelt, an Ernährung, an Stress, an das soziale Umfeld, den Partner, Emotionen und vieles mehr sind möglich und finden tatsächlich statt. Diese Regulation findet unter anderem mittels Methylgruppen statt, die an die DNA gehängt werden und so die Expression des Gens behindern oder fördern.

Kochbuch DNA:

Unsere DNA fungiert als eine Art Kochbuch mit ca. 22.500 verschiedenen Rezepten. Und aus jedem dieser Rezepte bzw. Gene können Proteine hergestellt werden. Doch wie viele Proteine sich genau im menschlichen Körper befinden, wissen wir bis heute nicht genau. Wissenschaftler gehen mittlerweile davon aus, dass es zwischen 500.000 – 1 Million verschiedene Proteine im Körper gibt, wie z.B. Hormone, Enzyme oder Immunzellen.
Bestimmt haben Sie bereits bemerkt, dass diese Gleichung nicht aufgeht:
22.500 Rezepte bzw. Gene zu ca. 500.000 – 1 Millionen Gerichten bzw. Proteinen. Für die Entstehung dieser Vielfalt an Proteinen ist wiederum die Epigenetik verantwortlich.

Beispiele:

Damit Sie sich noch besser vorstellen können, in welchen Prozessen epigenetische Mechanismen mitwirken, geben wir dir hier einige Beispiele:

Hier ein vielsagendes Beispiel aus dem Bereich der Nutri-Epigenetik (Ernährung):

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Agouti_Mice.jpg

Wer wollen Sie sein? Max oder Moritz?
Diese beiden Mäuse sind genetisch komplett identisch. Das einzige
was sie unterscheidet, ist die Ernährung ihrer Mütter während der
Schwangerschaft. Die dünne und braune Maus ist gesund und vital.
Die weiße dicke Maus hat die typischen chronischen Erkrankungen
wie Diabetes, Herz-Kreislaufprobleme, Bluthochdruck,
Fettleibigkeit. Den Unterschied macht der Gehalt der Methylgruppen
in der Nahrung ihrer Mütter. Und tatsächlich ging es hier
ausschließlich um bestimmte Methylgruppen in der Nahrung und
somit nur um einen Bereich der Epigenetik.

Folgende Studie (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27898055/ Dirk S. Paul et al.: Increased dna methylation variability in type 1 diabetes across three immune effector cell types. Nature Communications 7, 29.11.2016, ncomms13555) an Zwillingen zeigt auf, dass bei absolut identischen Genen, trotzdem komplett unterschiedliche Probleme auftreten können. In diesem Fall ist eine Zwillingsschwester an Diabetes erkrankt, die Andere nicht.
Bei der Analyse der Gene wurde klar, dass diese identisch sind. Aber in der Analyse des Epigenoms fanden die Forscher gravierende Unterschiede. Sie wiesen also einen Unterschied in der Regulation der Gene der genetisch identischen Zwillinge auf.
Was bedeutet das? Das bedeutet zum einen, dass Gene gar nicht mutiert oder krankhaft verändert sein müssen, damit der Mensch, der sie trägt, krank wird. Es reicht aus, wenn bestimmte Gene durch andere Regulationsmechanismen anders abgelesen werden oder gar falsch aktiviert werden. Dies wiederum erhöht dann die Wahrscheinlichkeit für das Entstehen von Krankheiten wie beispielsweise Diabetes, Krebs oder andere Erkrankungen. Somit lag der Ausbruch der Krankheit in diesem Fall an dem Lebensstil der anderen Zwillingsschwester.

Wie funktioniert Epigenetik, was können wir selber tun/unternehmen? Was ist dafür unsere beste „Medizin“?

Botenstoffe wie Hormone und Neurotransmitter lösen über Rezeptoren
eine Reaktion in den Zellen aus. Hier gibt es hauptsächlich zwei grundlegende Reaktionen. Kurzfristige Änderungen der Zelle und längerfristige Anpassungen, die den Stoffwechsel,
die Zellteilung, das Zellwachstum und im Endeffekt sogar das Überleben der Zelle beeinflussen. Diese längerfristigen Änderungen funktionieren über die Aktivierung oder Hemmung von Enzymen, die chemische Verbindungen an der DNA verändern – also
mittels epigenetischer Anpassungen der Zelle. Wenn diese Zelle dann aufgrund eines Stresshormons reagiert, dann basiert das auf einer Veränderung des epigenetischen Musters.
Wie genau sich Faktoren wie Stress, Ernährung, mentale Gesundheit, Bewegung, soziales Umfeld und viele weitere auf Ihre ureigenen epigenetischen Muster, welche sich sogar vererben lassen, auswirken, versuchen wir mit Ihnen gemeinsam herauszufinden und ggf. zu verbessern. Denn diese Muster sind eine Leben lang von uns beeinflussbar und für unsere persönliche Gesundheit von unschätzbarem Wert sowie einfach und selbst steuerbar. Die therapeutischen Möglichkeiten sind überragend vielfältig z.B. aus den Bereichen der Mikronährstoffe, Schlaf-und Lebenshygiene, soziales Umfeld, Umweltmedizin, Arbeitswelt, Bewegung und und und….

Welche der o.g. Möglichkeiten hilfreich sind finden wir mit Ihnen heraus, welche Sie nutzen/umsetzen möchten entscheiden Sie selbst.

Das Tolle und Besondere ist: Sie sind im Prinzip Ihr eigener Therapeut*In, „behandeln“ ursächlicher und sind weniger abhängig von Maßnahmen/Medikamenten, die Krankheitssymptome in den allermeisten Fällen lediglich bekämpfen/dämpfen. Durch das verbesserte Wohlbefinden fallen evtl. Veränderungen/Anpassungen des Lebensstils auch nicht wirklich schwer, denn unser inneres Belohnungssystem samt der damit notwendigen Botenstoffe wird ja auf natürlichem Wege in die richtige Richtung angekurbelt.